Deutsch Drahthaar del Zeffiro
Achtungsvolle oder…
( DD Blätter 09/2009 )
ACHTUNGSVOLLE ODER ……… “TEUFLISCHE” ZUCHTWAHL?
von Gallo Zeffiro
Deutschland ist nicht mein Geburtsland, aber ich liebe es als wäre es mein Heimatland. Vom ersten Augenblick an habe ich es geliebt: seine weiten, grünen Landschaften, sein Jagdverständnis (um so vieles besser als unser südländisches), den Deutsch-Drahthaar und den gesamten kulturellen Kontext, der diese Jagdhundrasse umgiebt.
Immer habe ich versucht, so viel wie möglich das von den Rasseurhebern hinterlassene Gedankengut zu erforschen, zu untersuchen und zu erproben: Alex Lauffs, sein Motor, sein Steuer und sein wunderbarer Förderer und weiterhin: Koch, Meier, Kohlhase, Wulf, Ströse, Pascoe, Schmidt, Berkhan, Ostermann, Tabel, Hilbrig, Uter und viele andere ehrhafte Persönlichkeiten aus vergangener Zeit bis hin zu Grellers Zeit. Außerordentliche Männer mit starken Prinzipien, deren Ziel es war, der Nachwelt etwas zu hinterlassen, auf das man wirklich stolz sein konnte, und zwar einen universal einsetzbaren Jagdgebrauchshund mit gesunder Körper- und Wesensstruktur und einer besonders ausgeprägten „Funktionsfähigkeit“.
Und sie haben es geschafft. Schritt für Schritt haben sie uns „modernen Menschen“ einen gewaltigen Zucht- und Erbbestand hinterlassen und unsere moralische Pflicht als Züchter ist es, diesen bestmöglich fortzuführen. Auf keinen Fall dürfen wir uns von unserem Egoismus zu sofortigem Erfolg verleiten lassen, nur um unsere „armselige Eitelkeit“ mit einem sofort vorzuweisendem Ergebnis zufrieden zustellen. Wir haben die Pflicht an die Zukunft zu denken…und zwar in großem Maßstab, damit wir zu unserer Arbeit, die wir den zukünftigen Jägern hinterlassen, stehen können. Zu dem, was wir tun und zu der Ahnentafel der Hunde, die wir züchten. Jeder Hundezüchter sollte außer der Kenntnis der Leistung der von ihm in Betracht gezogenen Hunde eine „ETHIK DER ACHTUNG“ besitzen. Das bedeutet, er sollte die genaue Beschaffenheit der Ahnentafel der Hunde, die er im Begriff ist zu züchten, abwägen, jeden Generationswechsel genau bewerten, angefangen bei den Vorfahren (4., 5., 6. Generation) bis zu den Eltern, deren Leistung, Form- und Haarwert, aber vor allem den allgemeinen Gesundheitszustand, sowohl vom körperlichen als auch vom Wesensstandpunkt aus betrachtet und das im weitesten Sinne des Wortes.
Alle heutigen Züchter behaupten, diese Richtlinien zu beachten, aber entspricht dies der Wirklichkeit? Was mich besonders faszinierte als ich am Anfang der siebziger Jahre begann, das DD-Deutschland kennenzulernen, war die Disziplin, mit der alle VDD-Mitglieder dem Verein unterstanden. Der „General“ sprach und alles war Gesetz. Wenn der Hauptzuchtwart sprach, herrschte absolute Ruhe, Respekt, Wertschätzung und das Bewusstsein bei allen Anwesenden, dass das von ihm Gesagte wirklich dem Wohl der Rasse und des VDD diente. Daran durfte nicht gezweifelt werden und alles wurde auf das Genaueste ohne zu Zögern ausgeführt. Vielleicht waren das andere Zeiten, aber bereits moderne Zeiten, ich spreche nicht von vor 100 Jahren. Von den 50er Jahren an hat sich die Zucht- und Prüfungsordnung nach und nach immer aufs Beste weiterentwickelt. Das Ziel blieb immer dasselbe: das Erreichen eines korrekten und positiven Programms.
Meiner Meinung nach hat sich vor einigen Jahren aber etwas geändert: etwas Unvollstellbares hat sich ereignet. Wie ist es möglich, dass ein Rüden für die Zucht in Betracht gezogen wurde, bei dem BEIDE ELTERN NICHT ZUCHTTAUGLICH waren? Wie konnte gerade in Deutschland (nicht in Italien oder einem anderen Land der Welt) eine solche Anomalie vorkommen? Mutter und Vater nicht zur Züchtung zugelassen, weil in Qualität und den vom VDD obligatorisch vorgschriebenen Tests untauglich (Mutter: kein Test, keine Untersuchung, keine Prüfung; Vater: kein Test, hd. frei, vjp 68 parz.zange, keine hzp).
Die Genetik ist keine bemitleidende Wissenschaft. Genetik bringt nicht nur die schönen Geschenke mit sich, die wir als Züchter erhalten wollen. Sie ist eine rechte Wissenschaft, die Positives und Negatives nicht immer so vermischt und trennt, wie wir es wünschen.
Das, was damals passierte, wurde mit wenigen Bemerkungen kommentiert, aber der Stein, den dieser Schritt ins Rollen brachte, wird noch heute und wer weiß wie viele Jahre lang, bei genauem Lesen der Ahnentafeln Zeugnis ablegen.
Wenn der General oder Oberst das getan hat, kann ich das auch tun, sagt der Soldat und so ist es geschehen. Viele weitere „berühmte“ Züchter haben diesen Hund in Betracht gezogen; Endergebnis: sehr viele Hunde in Deutschland besitzen die Erbmasse mit der doppelt roten Belastung.
Zudem sind die Nachkommen dieses Hundes heute in Deutschland ohne Rücksicht darauf, was sie mit sich tragen, als Zuchtrüden heißbegehrt. Man bevorzugt den schönen Hund allem anderen zum Trotz. Ist das richtig so? Ich frage das all diejenigen, deren Gewissen und Wissen mein eigenes übertreffen und nicht die, die weniger wissen und noch weniger wissen wollen. Ich stelle diese Frage den Personen, für die Hundezucht nicht nur ein gutes Geschäft, sondern eine Leidenschaft bedeutet. Wenn alle handelten ohne die bisherige harte und enorme Arbeit nach strikten Regeln des VDD zu berücksichtigen, wo kämen wir hin?
Die Zucht ist der erste Schritt zum Ziel. Erst danach kommt der junge Hund, mit dem man arbeitet, um ihn dann stolz zu den Prüfungen und schließlich zur Jagd zu führen.Wenn das Produkt in Ordnung ist, kann es, wenn es Glück hat, bis zur Zucht kommen, im gegenteiligen Fall sollte es aber niemals dazu kommen. In letzter Zeit wurde einer der Haupt-Leitsätze, die zur Gründung des Jagdgebrauchshund beigetragen haben, viel diskutiert: „durch Leistung zum Typ“, nur zu richtig dieser Satz, aber zu teuflisch, wenn er rückwärts gelesen wird. Und was die „Freiheit der Wahl in der Zucht“ anbelangt…..selbstverständlich muss diese gegeben sein, aber mit der Einschränkung, dass diese freie Wahl nur innerhalb von Elementen, die in Ordnung sind und von zuchttauglichen Eltern abstammen, stattfindet.
Eine Erörterung dieses Themas nicht durch mich, sondern durch bedeutende Personen des VDD war schon lange mein Wunsch gewesen. Dabei ergreife ich die Gelegenheit um dem jetzigen Hauptzuchtwart für seine einschneidenden Worte, die er auf der zweiten Seite des Zuchtbuches (2008) ausgedrückt hat, zu gratulieren und zu danken. Harte, aber einwandfreie Worte über verantwortungslose Zucht.
Meine Liebe zu Deutschland ist noch genauso stark wie in den 70er Jahren, als ich es kennenlernte. Und ich empfinde eine hohe Achtung und habe großen Respekt für viele Personen, ich bin mir auch vollkommen dessen bewusst, dass der VDD voller Menschen ist, um die die Welt uns beneidet. Von den Züchtern über die Leiter bis zu den Führern. Der VDD hat sogar die Zuneigung der Amerikaner gewonnen, nicht nur die des kleinen Italien oder anderer ähnlicher Nationen. Dies konnte nur geschehen, weil auch für sie die harte und ständige Auswahlarbeit, die dieser Verein in über 100 Jahren Arbeit geleistet hat, als fester Grundsatz galt. Nur Deutschland und Österreich können eine solche Tradition vorweisen. Deutschland ist außerdem weltweit angesehen nicht nur weil es das Mutterland der Rasse ist, sondern auch weil es beständig, Schritt für Schritt mit äußerster Ernsthaftigkeit gearbeitet hat.
Meine Erwägungen werden wahrscheinlich das Interesse von nur 10 % der Lesenden wecken, dessen bin ich mir bewusst. So ist der Lauf der Dinge, aber ich frage mich noch einmal: wie kann es geschehen, dass man einen Hund mit einer 3 in der Spur für die Zucht in Betracht zieht, wie es vor Kurzem nicht wenige deutsche Züchter getätigt haben? Ist die Spur noch wichtig oder nicht?
Sind unsere Richter Personen ohne Vernunft, die ihre Beurteilung dem Fall überlassen oder ernsthafte Menschen, die mit ihrem Urteil versuchen, einen Hund nach seine Positivität und seinen Mängeln (denen, die ihn nicht gesehen haben) vorzustellen? Ähneln diese Fragen nicht sehr den vorherig behandelten? Wenn der Hund mit der 3 in der Spur nicht auch ein schöner Hund gewesen wäre, hätte man ihn dann in Betracht gezogen?
Letzte Frage: welchen Sinn und welche Bedeutung haben unsere Prüfungen, unsere Hegewald, unsere Zuchtschau und Zuchtrüdenvorstellung, wenn all das nicht zu ein wenig Aufmerksamkeit demgegenüber führt, was man tun sollte? Leider kann man die Überzeugungen der Leute nicht ändern, soviele Argumente man auch bringt, die Leute haben immer Recht und verteidigen bis aufs Messer ihre Meinung oder ihre eigenen …….Interessen. Vielleicht wird ja in einigen Jahrzehnten zur Verbesserung der Härte oder der Spur auch eine Kreuzung unseres DD mit einem Canis Dingo d’Australia oder mit einem Lyacon Pictus d’Africa erlaubt oder sogar übersehen. Aber was sage ich da, die Farbe dieser beiden Kaniden ist nicht mit dem Standard unseres DD vereinbar. Scherz beiseite (der schadet nie), „wir werden sehen“.
P.S.: „Die Wahrheit ist das höchste Gut der Menschheit“ (Louis De Bonald, französischer Philosoph 1754/1840).